Rettet das Meer mit Haaren

„Rettet das Meer mit Haaren“

„Schnipp, schnapp, weg sind die Haare und rieseln zu Boden im Friseursalon. Und nun ab damit in den Müll. Stopp! Haare sind alles andere als Abfall! Man kann sie sammeln und die Ozeane dieser Welt retten. Wie soll denn das gehen? Wir haben nachgefragt.

Was dich mitunter ärgern mag, ist eine ziemlich gute Eigenschaft deiner Haare: Sie werden fettig, und du musst sie immer wieder waschen. Das Fett wird auf der Kopfhaut produziert und von deinen Haaren aufgesaugt, sie werden damit geschützt und brechen nicht so schnell. Das ist doch eine geniale Eigenschaft, dachte sich im Jahr 2015 ein Friseur in Frankreich: Thierry Gras kam auf die Idee, die abgeschnittenen Haare in seinem Friseursalon zu sammeln und damit das Öl, das die Ozeane dieser Welt verschmutzt, zu binden. Und tatsächlich: Das funktioniert! Man kann das sogar daheim ausprobieren: Etwas Öl in ein Glas mit Wasser geben, Haare dazu und zuschauen, wie das Öl aufgesaugt wird! Im großen Stil kann ein Kilogramm Haare acht Liter Öl binden. In Frankreichs Friseursalons wurden nun Haare gesammelt, in alte Strümpfe gepackt und ins Meer geworfen. Den ersten großen Einsatz gab es bei einer Ölkatastrophe vor der Küste der bei Touristen beliebten Insel Mauritius. Später wurden die Haare im Hafen an den Tankstellen für die Schiffe genutzt. Auch zu viel Sonnenöl durch badende Touristen kann so gebunden werden – frei schwimmend macht Sonnenmilch die Korallenriffe kaputt. Die Haare ziehen alle Arten von Öl, aber auch Benzin an und saugen es auf, eben so wie auf dem Kopf auch. Die öligen Haare im Strumpf werden dann wieder aus dem Wasser herausgeholt. Gewaschen können sie acht- bis zehnmal verwendet werden. Mittlerweile machen auch viele deutsche Unternehmen bei dem Projekt „Hair help the ocean“ (Haare helfen dem Meer) mit. So zum Beispiel der Stuttgarter Friseursalon Overmann Frisuren. Und man muss die Haare auch nicht mehr nach Frankreich liefern, ein deutsches Unternehmen kümmert sich um den Versand und das Verarbeiten.“

– Tanja Volz, Stuttgarter Kinderzeitung vom 18.11.2022